Diese Meldung ist vom 19.01.2024.
Möglicherweise sind die Inhalte nicht mehr aktuell.
Unsere aktuellen Meldungen finden Sie hier.
Auf allen Vieren durch die Rutsche
Sich nur mit einer Stirnlampe und Arbeitskleidung ausgerüstet durch dunkle Tunnel zu zwängen: Im Ruhrgebiet hat das jahrhundertelange Tradition. Kai Weinhardt aber sucht natürlich nicht mehr nach Bodenschätzen, denn ganz nebenbei bewegt er sich gerade mehrere Meter über dem Erdboden. Und das mitten auf dem Gelände des Copa Ca Backum.
Der Fachangestellte für Bäderbetriebe inspiziert die Racerrutschen sorgfältig. Später wollen sich dort noch Hunderte Besucher ins nasse Vergnügen stürzen. Damit ihr Erlebnis stets ein sicheres ist, prüft das Copa-Team die Röhrenrutschen an jedem Morgen.
Während für die Badegäste die Richtung vorgegeben ist, hat das Copa-Personal beim Kontrollieren die Wahl zwischen bergauf und bergab. Was gegen das Hinaufklettern spricht: Zwar ist das Wasser seit einigen Stunden abgestellt, ganz trocken ist die Rutsche aber nicht. „Deshalb ist es schwierig, sich von unten nach oben vorzutasten“, sagt Weinhardt. Dazu kommt das hohe Gefälle auf den ersten Metern der Rutsche: Für die Gäste ein Adrenalinkick zum Auftakt, bei der Begutachtung eher ein zähes Hindernis. „Ich starte lieber oben und taste mich die ersten Meter vorsichtig hinab“, erklärt Weinhardt. Schließlich eint beide Varianten: „Nass wird man sowieso.“
Nun begibt er sich auf die Suche nach Auffälligkeiten. Während die Lampe Licht ins Dunkel bringt, ist auch sein Tastsinn gefragt: Sind die Fugen zwischen den verschiedenen Bauteilen möglichst „nahtlos“, ist der Rutschkörper intakt? Wer – wie vorgeschrieben - in Rückenlage rutscht, dem dürfte aus manchem Schwimmbad das Gefühl bekannt sein, dass plötzlich unangenehme Schläge auftreten können. Genau diese sollen minimiert werden, worauf heutzutage schon beim Rutschenbau besonders geachtet wird.
Copa-Rutschen erfüllen ihren Dienst höchst zuverlässig
„Moderne Rutschen wie unsere sind mit besonders hohen Qualitätsstandards errichtet“, erklärt Weinhardt. „Heutzutage sind etwa die Übergänge längst nicht mehr so hart wie früher.“ Im Copa sind die beiden neuen Racerrutschen mit automatischer Zeiterfassung nach der jüngsten Wiedereröffnung erst Anfang 2022 in Betrieb gegangen. Sie erfüllen ihren Dienst bislang höchst zuverlässig, werden dazu jährlich vom TÜV abgenommen. Und auch die tägliche Sichtkontrolle der Anlage ist vorgeschrieben, denn Sicherheit steht immer im Vordergrund.
In mehr als 99 Prozent der Fälle ist die Inspektion dabei nicht mehr als eine Routineaufgabe. Muss doch mal ein Übergang ausgebessert werden, das geschieht zum Beispiel mithilfe einer speziellen wasserfesten Silikonmischung, so wird die Rutsche für wenige Stunden außer Betrieb genommen. „Das habe ich bislang aber erst ganz selten erlebt“, sagt Weinhardt. Er arbeitet seit zwei Jahrzehnten im Copa.
An diesem Tag entdeckt Kai Weinhardt bei seinem Kontrollgang nichts Auffälliges. Oder doch? Nachdem er über die Ziellinie gekrabbelt ist, richtet sich sein Blick auf das Auffangbecken im Ziel - und eine gräuliche Substanz. „Kaugummi.“ Statt Reparaturen ist nun eine kurze Reinigung angesagt, ehe sich Weinhardt auch den Rutschen auf dem Action-Wasserspielplatz widmet. Kurz darauf sprudelt schon das Wasser durch die Röhre – und die rasanten Copa-Attraktionen sind bereit für ihre kleinen und großen Gäste.